Mistel

Wenn das Jahr zu Ende geht und die Bäume kahl werden, kann man in den Baumkronen die Mistel (Viscum) erkennen, ein immergrünes Sandelholzgewächs. Der kugelförmige Busch misst circa 60 bis 90 Zentimeter und zeichnet sich durch seine breiten und lederartigen Blätter aus. Als Halbschmarotzer entzieht die Mistel den Bäumen Wasser und Nährstoffe, indem sie ihre Wurzeln durch die Rinde bis ins Holz bohrt, betreibt aber mithilfe ihrer grünen Blätter selbst Photosynthese. Kleine Bäume leiden sehr unter diesem Nährstoffentzug und sterben ab, große Exemplare dagegen überleben diese Pflanze auch über längere Zeit. Obwohl die Pflanze am Anfang nur sehr langsam wächst, so kann sie doch im Optimalfall bis zu 400 Jahre alt werden. Insgesamt zählt man weltweit etwa 1.400 Arten dieser Wildpflanze. Verbreitet wird die Pflanze ausschließlich durch Vögel, die ihre weißlichen Beeren fressen und die Kerne an der Baumrinde abwischen oder unverdaut wieder ausscheiden.

Die Misteln und der Mensch

MistelzweigFür die Druiden war die Mistel eine magische Pflanze, die nur mit einer goldenen Sichel abgeschnitten und nicht zu Boden fallen durfte, um ihre besonderen Kräfte zu bewahren. In den späteren Jahrhunderten wurde das Kraut der Druiden auch in christliche Bräuche integriert und als friedensstiftende und segnende Pflanze verehrt. Aus dieser Zeit stammen ihre Namen aus dem dem Volksmund: Druidenfuß, Hexenbesen oder Bocksfutter.

Als Weihnachtsschmuck bietet sich die Pflanze an, da die Beeren nur im Dezember reifen und rechtzeitig für die Weihnachtsbräuche reif sind. Wie der Tannenbaum steht diese Pflanze in der dunklen Jahreszeit für Beständigkeit, Zuversicht und Fruchtbarkeit. Ursprünglich wurde sich unter ihr versöhnt und der Friedenskuss ausgetauscht. Heute entspricht das Küssen unter dem Mistelzweig dem liebevollen Gedanken zu Weihnachten und passt daher sehr gut zu dieser Tradition. Hängt heute ein Mistelzweig über der Türschwelle, so müssen sich zwei Menschen, die sich unter ihm begegnen, küssen und eine Beere abpflücken. So viele Beeren an dem Zweig hängen, so oft darf sich darunter geküsst werden.

Die Mistel als Heilpflanze

Als Arznei kommt das ganze Kraut zum Einsatz. Sie wird als Tee getrunken, als Tropfen eingenommen oder als Umschläge oder Badezusätze verwendet.
Mit der Mistel werden viele Beschwerden und Erkrankungen therapiert. Dazu zählen:

  • Verstopfung
  • Bluthochdruck
  • Fieber
  • Diabetes
  • Heuschnupfen
  • Wechseljahresbeschwerden

Alternativ wird die Mistel auch als Therapie gegen den Krebs eingesetzt. Die Misteltherapie ist eine Langzeittherapie von mindestens drei Jahren. Sie hat eine anregende Wirkung auf das Immunsystem und normalisiert die Körpertemperatur. Die Präparate werden wöchentlich unter die Haut gespritzt und nach 14 Anwendungen pausiert. Inhaltsstoffe wie Mistellektine und Viscotoxine hemmen das Wachstum bzw. lösen die Zellwände der Krebszellen auf.

Eigene Misteln ziehen

Eine eigene Mistelzucht ist ganz einfach: Im Winter drückt man einfach die reifen Samen in eine Astgabel. Am besten halten sie, wenn die Äste zudem mit Flechten besiedelt sind. Sonst braucht man nichts weiter für die frostunempfindliche und immergrüne Pflanze zu tun. Es dauert aber ein bis zwei Jahre, bevor die Mistel mit dem Trieb und den Blättern durch die Rinde dringt und weitere Jahre, bis sie zu einem üppigen Ball herangewachsen ist.

Besonderheiten bei der Verwendung von Misteln

Die Mistel darf in Deutschland nicht ohne Genehmigung in der freien Natur entnommen werden, da sie hier geschützt ist. Als Ausnahme gilt aber ein vom Wind angebrochener Mistelzweig, der als Weihnachtsschmuck mitgenommen werden darf.

Bildrechte:
© Schnobby (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
© Image via Flickr – Steffi_Franco „MistelBestimmte Rechte vorbehalten. Quelle: Flickr.com

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